Must-See Ostsee – von Stralsund bis Bornholm

Dieses Jahr ging es ausnahmsweise mal in den Sommerurlaub. Reiseziel Ostsee. Genauer gesagt Bornholm, mit Zwischenstopps in Stralsund und auf Rügen.

Sommer ist nicht unbedingt unsere Zeit für längere Reisen, da wir unseren Schrebergarten in Hannover versorgen müssen und unsere begrenzten Urlaubstage lieber aufheben, um der dunklen Jahreszeit entfliehen zu können.

Dieses Jahr waren wir zu einer Familienfeier nach Bornholm eingeladen. Diese Gelegenheit wollten wir nutzen um außerdem die wunderschöne Hansestadt Stralsund zu besuchen, die direkt auf unserer Route nach Bornholm liegt. Stralsund wird auch als das Tor zur Insel Rügen bezeichnet, da von Stralsund aus die Insel Rügen über die Rügenbrücke mit dem Festland verbunden ist.

Doch warum ausgerechnet Stralsund?

1. Aufgrund seiner mittelalterlichen hanseatischen Altstadt und Baudenkmäler gehört Stralsund seit 2012 zum UNESCO Welterbe.

2. Mit dem Ozeaneum beherbergt Stralsund eines der modernsten Meerwasser-Aquarien. Doch auch das etwas ältere Meeresmuseum ist durchaus einen Besuch wert.

3. Die in Stralsund ansässige Störtebeker Brauerei braut mitunter eines der besten Biere in Deutschland.

Das waren auf jeden Fall unsere Beweggründe auf unserer Reise nach Bornholm für drei Übernachtungen einen Zwischenstopp in Stralsund einzulegen.

Als Herberge für die kurze Zeit haben wir ein Apartment im „Alten Schwedischen Konsulat“ gebucht, welches sich direkt in der historischen Altstadt zwischen altem Markt und Hafen befindet und dem Romantikhotel Scheelenhof angehört. Frühstück haben wir im Scheelenhof dazugebucht. Das Buffet mit vielen regionalen Spezialitäten ist absolut zu empfehlen, ich habe selten ein besseres Hotel-Frühstücksbuffet erlebt.

Folgende Aktivitäten  in Stralsund sind durchaus empfehlenswert:

Besuch des Segelschulschiffs „Gorch Fock“

Den Namen Gorch Fock hat vermutlich jeder schonmal gehört und ihn irgendwie in Verbindung mit Seefahrt gebracht. Das ist soweit auch richtig. Gorch Fock ist der Name eines Segelschulschiffes der damaligen Reichsmarine, benannt nach dem Hamburger Schriftsteller Gorch Fock – wusstet ihr das auch? Die Gorch Fock wurde 1933 in Hamburg Finkenwerder gebaut. Kurz vor Kriegsende wurde das Schiff in Stralsund versenkt. 1947 wurde es durch die Sowjetische Marine gehoben und instand gesetzt und war bis Anfang der 90er Jahre unter dem Namen Towarisch im Einsatz. Aufgrund des hohen Reparaturbedarfs wurde es aus dem Verkehr gezogen. 2003 wurde das Schiff zurück nach Stralsund gebracht, wo es nach und nach repariert und restauriert wird und als Museum im Stadthafen liegt. Der bereits wieder hergerichtete Kapitäns-Salon wird auch für Trauungen genutzt. Im kleinen Museumsteil des Schiffes befinden sich Zeugnisse aus vergangenen Zeiten der Schiffahrt, wie Logbücher der damaligen Kadetten, Werkzeuge und Maschinen.

Eintritt: 5 € pro Person.

Stadtführung in Stralsund

Am Alten Markt befindet sich die Tourismuszentrale, wo man sich Stadtführungen anschließen kann. Ich bin großer Fan von Stadtführungen, da man bei diesen häufig noch Aspekte entdeckt, die in keinem Reiseführer stehen. Wir starten am Alten Markt mit Rathaus und Sankt Nikolai Kirche, wir erfahren etwas über die Stadtgründung von Stralsund im Jahre 1234 (leicht zu merken: 1-2-3-4), über bedeutende historische Ereignisse, über die Architektur der Stadt, über wichtige Persönlichkeiten und haben einen Einblick, wie das Leben der hanseatischen Kaufleute in einem der unzähligen Dielenhäuser aussah.

Was wir außerdem lernen ist, dass Stralsund mit Betonung auf dem „Stral“ ausgesprochen wird. Oh, wir fühlen uns ertappt, sprechen wir es doch selber seit jeher mit Betonung auf „sund“ aus, nun wissen wir es besser. Stral bedeutet übrigens Pfeilspitze, welche auf dem Stralsunder Wappen zu erkennen ist (nein, es sind nicht drei Alphörner, es soll eine Pfeilspitze sein…). Die vor Stralsund vorgelagerte Insel Dänholm hat die Form einer Pfeilspitze. Der Überlieferung zufolge leitet sich davon der Name Stralsund ab.

In der Fährstraße liegt die älteste Hafenkneipe Deutschlands. Wir erfahren, dass Angela Merkel bei Besuch ihres Wahlkreises Stralsund gerne dort einkehrt und hören einen gewissen Stolz aus der Erzählung heraus, dass auch schon wichtige Politprominenz in Stralsund war.

Stolz sind die Stralsunder auch darauf, dass ihre Stadt seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört und damit auf einer Stufe mit den Pyramiden von Gizeh steht.

Die Führung dauert ziemlich genau 90 Minuten und man ist mit 9 € pro Person dabei.

Besichtigung der Störtebeker Brauerei

Am Nachmittag holen wir unsere Falträder raus und machen uns auf den Weg zur vorab gebuchten Brauereiführung bei Störtebeker. Uh, das Kopfsteinpflaster der Altstadt ist mit den kleinen Rädern nicht angenehm, aber wir erreichen schnell einen gut ausgebauten Fahrradweg und brauchen nicht mal 15 Minuten zur Störtebeker Braumanufaktur. Die Störtebeker Brauerei befindet sich auf einem Gelände, auf dem schon seit dem 19. Jahrhundert Bier gebraut wird. Die alten Gebäude sind noch gut zu erkennen, wurden jedoch um einige Anbauten erweitert.

Die Führung beginnt mit einem kleinen Vortrag über das Bierbrauen. Rohstoffe, wie verschiedene Malze, sowie Hopfensorten werden vorgestellt und die Brauverfahren erläutert. Der Referent, der vermutlich Hobby-Stand-Up-Comedian ist, bereichert seinen Vortrag um die ein oder andere Anekdote aus seinem Leben mit Störtebeker.

Schließlich geht es in den Raum mit den großen Tanks, in denen der Brauprozess stattfindet: Läutern, Kochen, Maischen. Durch Glasdeckel auf den Tanks kann man einen kleinen Blick in diese werfen. Anschließend geht es auf eine Dachterrasse, wo man neben hoch aufgetürmten Getränkekisten einen wunderbaren Ausblick auf Stralsund hat.

Schließlich geht es auf eine Galerie, von der man einen guten Ausblick auf die Abfüllanlage hat. Leere Getränkekisten und Flaschen werden gewaschen und schließlich befüllt, geschlossen und etikettiert. Der Automatisierungsgrad ist hierbei sehr hoch und es ist faszinierend, zu beobachten, wie schnell das Leergut gesäubert und wieder verkaufsbereit befüllt ist. Hier werden unter der Woche im 3-Schicht-Betrieb Getränke abgefüllt. Aufgrund eines immer höher werdenden Bekanntheitsgrads und größerer Absatzmengen wurde aktuell  in eine neue Abfüllanlage investiert, die nebenan errichtet wird.

Nun gehen wir zum gemütlichen Teil über, wozu wir in die Brauereigaststätte „Zum Aten Fritz“ gehen. Wir starten mit der Verkostung von – ich glaube sechs – Biersorten. Vom Geschmack könnten diese unterschiedlicher kaum sein. Von Probier-Bier zu Probier-Bier wird es lustiger in der Runde. Nach dem letzten Bier löst sich die Runde allerdings schnell auf. Einige bleiben noch in der Gaststätte zum Essen. Was an dieser Stelle auch unbedingt erwähnt werden muss: die dort gereichten Gerichte sind nicht nur gut, sie sind absolut hervorragend. Unbedingt probieren!

Wer sich hinterher Bier mitnehmen möchte kann das im Brauerei-Shop nebenan tun.

Wir waren mit dem Fahrrad dort – gut für die Bierverkostung (da man nach der Verkostung nicht unbedingt noch Auto fahren sollte), schlecht für das Einkaufen von Bieren aus dem Shop, aber dieses kann man auch auf der Heimreise noch erledigen.

Meeresmuseum und Ozeaneum in Stralsund

Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist das im Jahre 2008 eröffnete Ozeaneum ins Stralsund. Wir sind absolute Fans des Meeres und seiner Flora und Fauna, daher für uns Pflichtprogramm. Nachdem wir auch Flyer von dem Meeresmuseum in Stralsund entdeckt haben, entscheiden wir uns für das Kombiticket für 23 EUR pro Person. Da die Öffnungszeiten vom Meeresmuseum deutlich kürzer sind als vom Ozeaneum, beginnen wir unseren Museumstag dort. Das Meeresmuseum ist untergebracht in einem alten Kloster. Die Ausstellung bietet interessante Informationen über die ersten Lebewesen im Meer, bis hin zu Fischarten speziell in der Ostsee, über großangelegten Fischfang, bis hin zu Pflanzen und Tieren in und um die Meere im Allgemeinen. Zur Veranschaulichung dienen sehr viele Bilder, Modelle sowie Präparationen. Im Keller des Museums befindet sich das Aquarium, mit größeren Becken in denen allerlei Meeresbewohner bestaunt werden können. Faszinierend ist auch ein Gang, in dem es um die Bewohner der Tiefsee geht. Dort gibt es ein Aquarium mit nur wenigen kleinen Gucklöchern, in denen man die fluoreszierenden Laternen der Anglerfische auf- und absteigen sieht. Ziemlich am Ende des Rundgangs passiert man ein großes Becken in dem drei Meeresschildkröten und ein Schwarzspitzenriffhai untergebracht sind. Was für eine Perspektive auf diese faszinierenden und schützenswerten Meeresbewohner!

Wir halten uns etwa dreieinhalb Stunden in dem Museum auf bevor wir unseren Weg zum Ozeaneum fortsetzen, welches nur einen kurzen Spaziergang entfernt ist.

Das Ozeaneum ist untergebracht in einem futuristischen Neubau am Stadthafen, rein äußerlich der komplette Kontrast zum Meeresmuseum. Ein „oranger Faden“ leitet durch das Museum. Der Rundgang beginnt ebenfalls mit vielen generellen Informationen über das Meer und seine Tierwelt, bevor es – vorbei an dem Pinguingehäge auf dem Dach – zu den Aquarien geht. Die Aquarien sind, wie auch im Meeresmuseum, sehr schön angelegt. Besonders interessant ist das große Aquarium, in dem neben unterschiedlichen Rochenarten ein Hai seine Bahnen zieht.

Im letzten Abschnitt des Museums gibt es noch eine virtuelle Show über Wale, die in Zusammenarbeit mit Greenpeace entwickelt wurde, und bei der man etwas über das Leben der Wale lernt. An der Decke des Ausstellungsraumes hängen Walmodelle in Lebensgröße. Die kleine Licht- und Sound-Show kann von Liegen aus betrachtet werden. Nach den zwei Museen tut es tatsächlich auch sehr gut, die Beine mal kurz hoch legen zu können.

Fazit nach den beiden Museen: beide Museen sind interessant. Das Meeresmuseum steht dem Ozeaneum in nichts nach, uns persönlich hat es sogar noch einen Tick besser gefallen.

Moonlight Törn

Für den Abend haben wir die Teilnahme an einem sogenannten Moonlight-Törn gebucht. Dieser startet um 20 Uhr am Hafen auf einer Segelyacht und man segelt knapp eine Stunde auf dem Sund umher. Es ist Ende Juni, also die Zeit mit den längsten Tagen des Jahres. Anstatt im Mondlicht schippern wir daher in einer wunderbar romantischen Abendsonne über das Meer. Durchaus empfehlenswert für alle, die mal die Fahrt auf einer kleinen Segelyacht testen wollen.

Nach drei Nächten in Stralsund treten wir die Überfahrt nach Rügen an. Drei Nächte Stralsund klingen zunächst nach nicht wenig für so eine kleine Stadt, doch hätten wir noch wirklich so viel mehr unternehmen und sehen können, dass es bestimmt nicht unser letzter Aufenthalt dort war.

Wir überqueren die knapp 3 km lange Rügen-Brücke, welche die Insel Rügen mit dem Festland verbindet und können nochmal einen schönen Blick auf die Kirchtürme von Stralsund werfen.

Wir steuern unser nächstes Ziel an: die  Ortschaft Prora bei Binz.

Baumwipfelpfad Prora

Ein 40 m hoher Adlerhorst, der schon von weiter Entfernung aus dem grünen Dickicht des Naturschutzparks Prora herausragt, ist das Herzstück des Baumwipfelpfads. Die Tour zwischen den Baumkronen startet in einem hölzernen Rondell, welches stufenweise in die Höhe führt. Die Steigung ist gering, so dass der Pfad auch bei nicht besonders ausgeprägter Fitness gut zu gehen ist. Eine hölzerne Brücke führt durch den Wald. Es gibt immer wieder Aussichtspunkte und Tafeln, auf denen man sich umfassend über Bäume, Pflanzen und Tierreich informieren kann. Nach einigen Minuten erreicht man das Rondell, welches in den Adlerhorst führt. Der Ausblick von oben auf weite Teile Rügens sowie die Ostsee ist grandios. Wieder unten angekommen geht man den Rundpfad weiter und erreicht einige Minuten später das Besucherzentrum sowie den Parkplatz.

Der Spaß kostet 11 EUR pro Person zzgl. Parkplatzgebühren.

Ehemaliges KdF Seebad Rügen in Prora

Da wir ohnehin schon in der Nähe sind, entscheiden wir uns den Bau des ehemaligen KdF Seebads Rügen anzuschauen. Dieses, sich über hunderte von Metern erstreckende, direkt an der Küste von Binz errichtete Bauwerk, wurde von den Nationalsozialisten Ende der 30er Jahre begonnen und sollte als KdF Ferienanlage dienen. Der ursprüngliche Plan sah vor, bis zu 20.000 Menschen gleichzeitig dort unterbringen zu können. Mit Beginn des Krieges wurden die Arbeiten in Prora jedoch weitgehend eingestellt, da die Ressourcen anderweitig benötigt wurden. Bereits fertig gestellte Teile der Anlage wurden im Krieg teils für Ausbildungszwecke genutzt. Nach Ende des Kriegs ging das Gebiet an die Sowjetunion. Teile der Anlage wurden abgetragen, da anderweitig Baumaterial benötigt wurde. In den 50er Jahren begann die NVA Teile des Komplexes auszubauen und zu verwenden. Nach der Wiedervereinigung ging der Komplex zunächst an die Bundeswehr über. Im Jahre 1994 wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Mittlerweile wurde in einem Teil des Komplexes eine Jugendherberge eröffnet, weiterhin sind große Teile des stark verfallenen Gebäudes an private Investoren verkauft und werden nun zu sündhaft teuren Luxusappartements ausgebaut. Die Lage an der Küste von Binz ist sicherlich nicht schlecht, doch ein Apartment in einem ehemaligen Prestige-Projekt der Nationalsozialisten zu erwerben, erscheint zumindest fragwürdig. In einem Teil des Baus befindet sich das Dokumentationszentrum „MACHTUrlaub“, welches über die Geschichte von Prora informiert.

Eintritt 6 EUR pro Person + wieder mal Parkgebühren.

Kreidefelsen: kurze Wanderung an der Steilküste von Sassnitz

Die Kreidefelsen von Rügen sind weltbekannt, nicht zuletzt durch das gleichnamige Bild des Künstlers Caspar David Friedrich, mit dem vermutlich jeder mal im Kunstunterricht zu tun hatte. Im Gegensatz zum Gemälde betrachten wir die Felsen von unten. Von Sassnitz aus starten wir eine kurze Wanderung entlang an der Steilküste. Die imposanten Felsen sind in warmes Abendlicht gehüllt. Feste Schuhe sind zu empfehlen, ist doch der Weg über unterschiedlich große Steine und Felsen teilweise nicht ganz so einfach. Immer wieder rauschen kleine Schwalben an uns vorbei, die in den leicht auszuhöhlenden Felsen nisten. Auf der Seeseite können wir Schwäne beobachten.

An einigen Stellen scheinen die Felswände bereits ausgebrochen zu sein und verteilen sich auf den Küstenweg. Nach knapp 4 km Strecke treten wir den Rückweg an.

Rügen-Hotel-Sassnitz

Um morgens stressfrei auf die Fähre nach Bornholm – welche vom Hafen Neu Mukran bei Sassnitz ablegt – zu kommen, haben wir uns für eine Übernachtung in Sassnitz entschieden. In erster Linie sollte diese relativ preiswert sein, da wir ohnehin nicht viel Zeit im Hotel verbringen wollten, so ging es in das Rügen-Hotel, welches sehr zentral in Sassnitz liegt. Überhaupt kann dieser Bau vermutlich aus jeder Ecke von Sassnitz aus gesehen werden, handelt es sich doch um einen monumentalen mehrstöckigen Betonklotz, der das absolute Gegenteil von der sonst feinen und anmutigen Inselarchitektur darstellt. Mit viel Glück ergattern wir einen Parkplatz direkt vor dem Hotel. Das Zimmer im ersten Stock ist klein, aber zweckmäßig und scheint relativ neu renoviert zu sein. Unser Fenster ist zur Straße ausgerichtet. Nachts lässt es sich bei geöffnetem Fenster trotzdem gut schlafen. Morgens werde ich von einem Müllwagen, der direkt unterhalb unseres Fensters Mülltonnen entleert, aus dem Schlaf gerissen. Ich schließe das Fenster. Es ist ohnehin Zeit aufzustehen. Das Frühstück wird auf der Panorama-Etage im 11. Stock serviert. Der Rundumblick auf die Hafenanlage und Sassnitz ist absolut grandios. Das Frühstücksbuffet folgt eher dem Prinzip Quantität statt Qualität, hier darf man nichts großartiges erwarten.

Für eine Übernachtung ist das Hotel völlig in Ordnung, aber für einen längeren Aufenthalt bietet  Sassnitz sicherlich bessere Alternativen.

Bornholm – Naturidylle in der Ostsee

Bornholm ist eine dänische Insel in der Ostsee, vor der südlichen Küste von Schweden gelegen.

Die Überfahrt von Sassnitz mit der Autofähre dauert knapp dreieinhalb Stunden. Die Fähre bietet gemütliche Sitzplätze mit Tischen. Zur Hochsaision empfiehlt es sich pünktlich am Fährhafen zu sein, um noch einen Sitzplatz zu ergattern. Weiterhin gibt es ein Restaurant an Bord sowie einen kleinen Duty Free Shop. Eine sehr komfortable Art zu Reisen. Sollte der Seegang etwas stärker sein, sollte man auf jeden Fall entsprechende Mittel gegen Seekrankheit parat haben, ansonsten kann die Fährüberfahrt zur Qual werden, was ich aus eigener Erfahrung schreiben kann. Zielfährhafen ist die Stadt Rønne, die auch gleichzeitig mit knapp 14.000 Einwohnern die größte Stadt Bornholms ist. Bornholm hat insgesamt etwa 40.000 Einwohner.

Von Rønne erreicht man schnell alle weiteren Ziele auf Bornholm. Die größte Länge der Insel beträgt 40 km, die größte Breite etwa 30 km, die höchste Erhebung liegt bei 162 m. Damit ist wohl klar, warum nicht allzuviel Zeit erforderlich ist, um von A nach B zu kommen. Auf Bornholm wird viel Landwirtschaft betrieben. Viele Strecken sind eingefasst in große Ackerflächen, wo im Frühjahr leuchtend gelbe Raps- und im Sommer goldgelbe Getreidefelder mit dem blauen Himmel um die Wette strahlen. Immer wieder durchfährt man kleine Ortschaften mit alten Höfen und kleinen Gutshäusern. Ein besonderes Kuriosum sind zahlreiche kleine Stände an den Straßen, an denen Kartoffeln, Gurken, Erbsen, Johannisbeeren, Marmelade und alles, was Garten und Felder in der Jahreszeit sonst so hergeben, angeboten werden. Die Stände sind nicht besetzt. Das bedeutet: anhalten, Ware aussuchen und den entsprechenden Betrag in die Kasse legen. Einige Stände haben auch eine Mobile-Pay-Nummer aufgeführt – ziemlich fortschrittlich, wie ich finde. Was Zahlungsmittel angeht, sind die Dänen ohnehin sehr fortschrittlich. Kartenzahlung per Chip ist vermutlich, das meist gewählte Zahlungsmittel, hierbei spielt es keine Rolle, ob beim Bäcker oder nur für zwei Kaffees im Restaurant. Kartenzahlung scheint fast immer willkommen zu sein.

Nach einer kurzen Fahrzeit durch das Inselinnere sieht man immer wieder das Meer und die schroffen Küstenabschnitte aus Granit, welche die Küstenlandschaft Bornholms dominieren.

Unser Ziel ist der Ort Tejn im Norden der Insel, wo ein wunderbares Ferienhaus mit direktem Ausblick auf die Ostsee auf uns wartet.

Die Lage des Hauses ist einmalig. Die Sicht von der großen Terrasse auf das Meer ist fantastisch. Möwen und Schwalben flattern durch die Lüfte vor dem blauen Himmel. Genau so stellt man sich einen typischen Tag am Meer vor.

Als Schnorchelfans können wir es kaum abwarten die Möglichkeiten auf Bornholm auszuloten. Also ab in den Neoprenanzug (oh je, der lag so lange im Schrank und sitzt auf einmal so eng, dass ich knapp eine halbe Stunde brauche um diesen anzuziehen, und danach kurzzeitig das Gefühl habe keine Energie mehr zum Schnorcheln zu haben) und ab ins Wasser. Das Wasser ist klar, wenn auch die Sichtweite nicht ganz so groß ist. Die Seegräser und Wasserpflanzen bewegen sich wie wild. Schwebeteile strömen entgegen, als würde man einen Meteoritenhagel durchqueren. Viel Bewegung unter Wasser, was allerdings fehlt sind die Fische. Hier und da ein paar Nester mit Babyfischen, das soll es gewesen sein? Wir haben Glück nach ein paar Minuten erkennen wir einen Plattfisch auf einem Felsvorsprung – immerhin – letztendlich ist Bornholm ja auch nicht als Schnorchelparadies bekannt. Aufgrund der vielen Bewegungen unter Wasser wird mir etwas flau im Magen. Wir beenden unseren Schnorchelausflug. Ohne Neopren ist es vermutlich nicht möglich in der Ostsee zu schnorcheln, da das Wasser ziemlich kalt ist. Daher unbedingt den Neoprenanzug einpacken, solltet ihr auch mal euer Schnorchelglück auf Bornholm versuchen wollen.

In den nächsten Tagen zeigt sich das Meer von einer sehr rauen Seite. Hohe Wellen schlagen mit lautem Getöse auf die Felsen. Es ist sicherlich keine gute Idee, an diesen Tagen ins Wasser zu gehen.

Küstenwanderung Tejn – Allinge.

Direkt vor unserer Ferienunterkunft liegt ein Küstenweg, der direkt zu dem Ort Allinge führt. Wir starten dort eine kleine Wanderung und kommen vorbei an Ferienhäusern, aber auch Privathäusern mit hübschen Gärten. Immer wieder laden Bänke dazu ein, einen Moment zu verweilen und fantastische Ausblicke zu genießen. Wir durchqueren den Ort Sandkas, der zusätzlich zu den schroffen Felsenküsten ein paar schöne kleine Sandbuchten hat, welche zum Baden einladen würden, wäre die See etwas ruhiger. Schließlich erkennen wir den Ort Allinge, der aufgrund der hohen Schornsteine seiner Fischräuchereien hervorsticht. Wir gehen an dem quirligen Hafenbereich vorbei. Die bunten Häuser leuchten im Sonnenlicht. Ein interessantes Gebäude aus Backstein und dem Symbol der Freimaurer auf dem Dach weckt mein Interesse, es scheint eine Bibliothek zu sein. Wir kehren um und gehen zurück in den Ortskern von Allinge, unsere Blicke fallen auf eine leuchtend gelbe Kirche, die den Platz ziert. Zurück im Hafen essen wir noch eine Kleinigkeit, bevor wir uns auf den Rückweg machen.

Opalsee / Hamershus

Heute machen wir einen Ausflug zu einem der Must-Sees von Bornholm: der ehemaligen Festung Hammershus im Norden von Bornholm. Wir fahren mit dem Auto zum Opalsee, wo man sehr gut parken kann. Der See ist mit seinem türkisblauen Wasser, eingebettet in riesige Felswände, eine echte Sehenswürdigkeit. Als wir dort ankommen, sehen wir Leute, die in Badesachen und mit einer Abseilvorrichtung umgeschnallt, den Weg in Richtung des höchsten Punktes der Felswände einschlagen. Eine Seilbahn ist aufgebaut und man kann gegen Gebühr eine kurze – aber vermutlich schnelle – Seilfahrt über den Opalsee machen. „Platsch!“ – schon erreicht einer der Wagemutigen das Ende der Seilbahn am Badeeinstieg des Opalsees.

Wir nehmen ebenfalls den Weg auf die Felswände zu, allerdings ohne Abseilvorrichtung. Wir genießen den Blick von oben auf den Opalsee, die Ostsee und unser nächstes Ziel: Hammershus. Wir gehen über Trampelpfade zum Hamershus Havn und von dort aus weiter zur Festung Hammershus. Die Festung wurde im 13. Jahrhundert gebaut und hat eine beachtliche Geschichte hinter sich. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Festung aufgegeben und zerfiel von da an. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Festung unter Denkmalschutz gestellt. Die Ruine ist weitläufig und lässt erahnen, wie imposant die Festung einst gewesen sein muss. Wir schlendern durch die Anlage und genießen die Atmosphäre und die gute Sicht bis auf die Südküste Schwedens. Das sehr moderne, gut in die Landschaft integrierte Besucherzentrum bietet interessante Informationen über die Festung Hammershus und ist auf jeden Fall einen Besuch wert, zumal der Eintritt kostenlos ist. Hier kann man sich in einem Café auch wieder stärken. Anschließend treten wir den Rückweg zum Opalsee an.

Boderne / Rönne / Gudhjem

Heute besuchen wir die Inselhauptstadt Rønne, wo täglich Fähren aus Deutschland, Dänemark und Schweden anlegen und Urlauber bringen und abholen. Rønne ist die größte Stadt Bornholms. Es ist Sonntag und die meisten Geschäfte haben geschlossen, trotzdem herrscht – besonders auf dem Marktplatz – ein buntes Treiben. Die Menschen genießen das gute Wetter bei einer Tasse Kaffee oder einem kleinen Bierchen in einer der vielen Lokalitäten. Auch wir kehren in ein kleines Café ein. Der Kaffee schmeckt so la la, die leckeren dänischen Backwaren aber überzeugen dafür umso mehr. An dieser Stelle sei gesagt: die dänischen Blätterteig-Plunder gehören zum Dänemark-Urlaub einfach dazu.

Nachdem wir noch eine Weile durch Rønne bummeln, gehen wir in den dort ansässigen Kvickly-Supermarkt einkaufen. Vermutlich einer der größten Supermärkte der Insel. Die Auswahl ist riesig. Die Preise sind in Dänemark generell etwas höher als in Deutschland, besonders bei Alkohol ist der Unterschied spürbar. Apropos Alkohol. In einigen Supermärkten gibt es Stände wo man selbständig Wein verkosten kann, nur mal so als Tipp am Rande ;-).

Abends besuchen wir den kleinen Ort Gudhjem im Westen der Insel. Ein kleiner sympathischer Ort mit vielen kleinen Läden, Lokalen und einem idyllischen Hafen. Wir besuchen das Restaurant Brøddan, wo ein außergewöhnlich leckeres Buffet angeboten wird. Die Zutaten sind frisch und hochwertig. Es gibt eine Auswahl an Salaten, die geschmacklich perfekt abgestimmt sind. Das Fleisch ist gut gewürzt und auf den Punkt zubereitet. Ein wirklich sehr gutes kulinarisches Erlebnis – absolut zu empfehlen.

Erbseninseln

Die Erbseninseln – auf dänisch Ertholmene – liegen nordöstlich von Bornholm und können per Motorboot innerhalb einer Stunde erreicht werden. Das Boot startet vom kleinen Hafen in Gudhjem, wo man auch die Tickets kaufen kann. Für die Überfahrt sollte man bestenfalls einen Tag mit nicht ganz so hohem Wellengang wählen, da das Schiffchen schon ein wenig schaukelt. Im Zweifelsfall also eventuell etwas gegen Seekrankheit einpacken.

Die Erbseninseln bestehen aus den drei kleinen Inseln Christiansø, Frederiksø und Græsholm, wobei letzte ein Vogelschutzgebiet ist und von Menschen nicht betreten werden darf. Christiansø ist die Hauptinsel und über eine Brücke mit der kleineren Insel Frederiksø verbunden. Autos fahren dort natürlich nicht, wozu auch, braucht man nur einige Minuten um die Mini-Inseln zu umrunden. Größere Lebensmittellieferungen, werden mit Handwagen von A nach B gebracht. Ursprünglich diente die Insel mal als Festung, so ist noch die alte Festungsmauer gut erhalten. Auf der Hauptinsel befindet sich der große Festungsturm, der als Leuchtturm dient und auch besichtigt werden kann. Die Aussicht auf die kleine Inselgruppe vom Turm sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Auf der kleinen Insel steht ein kleiner Turm, der ebenfalls besichtigt werden kann und als Museum dient. Bastionen mit alten Kanonen demonstrieren den Verteidigungscharakter von einst und stehen in Kontrast zu dem Idyll der niedlichen bunten Fachwerk- und Steinhäuser, den wunderschön blühenden Gärten, den kleinen Teichen – zusammengefasst ein Gefüge, welches ein Gefühl von Ruhe und Unbeschwertheit vermittelt.

Die Touristenscharen verteilen sich gut auf den Inseln, doch echte Ruhe kehrt vermutlich erst dann ein, wenn abends das letzte Boot den Großteil der Touristen zurück nach Bornholm gebracht hat. Dann können die Bewohner von Ertholmene wieder die Abgeschiedenheit auf ihrer kleinen Inselgruppe inmitten der Ostsee genießen und Frosch und Möwe können sich unbeschwert gute Nacht sagen.

Ekkodal / Ritterknægten

Das Ekkodalen ist ein großes Tal inmitten eines Felsmassivs mittig von Bornholm. In dem Gebiet können schöne Wanderungen unternommen werden, so auch zum höchsten Punkt von Bornholm, dem Ritterknægten. Auf dem Ritterknægten gibt es einen Aussichtsturm, von dem man natürlich einen schönen Ausblick auf die Insel sowie einer großen Radaranlage des dänischen Militärs hat.

Besonders bekannt ist das Echotal für einen Punkt, an dem ein besonders intensives Echo erklingen soll. Schon von Weitem hört man die Rufe in das Bergmassiv. Auch wir versuchen es, doch schon bei unseren kurzen Lauten, wie „Hah“ und „Huh“ kommt nur wenig Resonanz. So behalten wir die empfohlenen Echo-Fragen à la „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?“ doch lieber für uns.

Nach Besuch des Echotals setzen wir uns ins Auto um ein bisschen über die Insel zu cruisen und uns einfach von Ort zu Ort treiben zu lassen. Wir starten in Aakirkeby, wo wir uns natürlich die imposante Kirche aus dem 12. Jahrhundert anschauen, nach der der Ort benannt ist. Wir essen noch einen typisch dänischen Pølser, schlendern über den kleinen Flohmarkt auf dem Marktplatz und setzen dann unsere Reise gen Süden fort. Der nächste Ort ist Nexø. Ein etwas größerer Hafenort von dem die Fähre nach Polen startet. Auch hier schauen wir uns die Kirche an, die mit ihrem Fachwerkturm in einem komplett anderen Stil gebaut ist, als die aus Stein gebaute Kirche in Aakirkeby. Wir schlendern weiter Richtung Stadtkern, wo sich zwei große Supermärkte direkt gegenüberstehen. Etwas weiter ist ein großer Platz, auf dem eine Bühne aufgebaut ist und ein Musiker ein kleines Konzert gibt. Wir suchen uns einen Tisch in der Nähe und machen Kaffeepause, mit dem leider schlechtesten Kaffee, den man für umgerechnet 5 € bekommen kann, werden aber dafür mit bestem Wetter und einer tollen Atmosphäre entschädigt. Nach dem Kaffee schlendern wir nochmal durch beide Supermärkte – ja, ich gebe zu, ich finde Supermärkte im Ausland immer sehr spannend und inspiziere wahnsinnig gerne die Auswahl. Anschließend geht es zurück zum Auto und wir fahren weiter Richtung Süden, bis wir in dem Ort Dueodde landen, der uns mit seiner Dünenlandschaft und dem endlosen Sandstrand begeistert. Der Sand dort ist so fein, dass er einst sogar für den Bau von Sanduhren Verwendung fand. Hier wird das gute Wetter genutzt und gebadet – sowohl in der Sonne als auch im Wasser. Hier ist es tatsächlich ein wenig trubelig, denn das flache Wasser eignet sich gut für Familien mit Kindern.

Wir genießen die Abendsonne und schlendern den Strand entlang, bevor es wieder nach Hause in den Norden Bornholms geht.

Am nächsten Tag besuchen wir den Ort Svaneke. Ein sehr hübscher Hafenort, der mit tollen Restaurants und einer Vielzahl an Läden insbesondere mit Kunsthandwerk aufwartet. Neben Glaskunst gibt es auch Manufakturen für Bonbons und Lakritz, so hat die mittlerweile weltbekannte Bülow Lakrids ihren Ursprung in dem beschaulichen Ort Svaneke.

Wir kehren zum Mittagessen in einer der größten Räuchereien Bornholms ein. Es ist wahnsinnig voll, aber die Verkäufer sind auf den Andrang gut eingestellt, so dass wir nach nicht allzu langer Wartezeit den warm geräucherten Lachs sowie Fish & Chips genießen können. Dazu ein original Bornholmer Bio-Fruchtsaft und Svaneke Bier. Ja genau, in Svaneke wird auch ziemlich gutes Bier gebraut, welches auf ganz Bornholm erhältlich ist. Eine Empfehlung für Svaneke habe ich noch: das Svaneke Is, leckeres hausgemachtes Eis in den ausgefallensten Sorten. Neben der Sorte Zitrone-Ingwer habe ich mich nun endlich mal an Lakritz-Eis getraut und es hat wirklich wahnsinnig lecker geschmeckt. Sahnig, süß, lakritzig – ein Genuss. Also falls ihr mal dort seid, probiert es unbedingt.

So, das waren die Highlights aus sieben Tagen auf Bornholm.

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