Sommer 2024 – Leipzig, Live-Musik, und La Dolce Vita

Unser Sommer Road Trip 2024 führt uns nach Norditalien, vorbei an Orten, die schon länger auf unserer Liste stehen, denn für uns gilt auch dieses Mal: der Weg ist das Ziel. Also Anschnallen – und los geht’s.

Leipzig

2020 hat die New York Times Leipzig zu den 52 Städten weltweit gekürt, die man unbedingt mal besuchen sollte. Das macht uns neugierig und so beschließen wir unseren Sommer Road Trip in Leipzig zu starten.

Stellplatz „Goldstück“

Wir haben einen relativ zentral gelegenen Stellplatz gebucht. Im Prinzip ist der Stellplatz eine große asphaltierte Fläche in Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs. Aber wo sonst kann man schon wildromatische Sonnenuntergänge im besonderen Flair unzähliger Oberleitungen genießen?

Wir werden am „Goldstück“ auf schroff herzliche Art empfangen und bekommen direkt unseren Stellplatz für zwei Nächte zugewiesen. An dem Stellplatz gibt es Strom, Entsorgungsmöglichkeiten und während der Öffnungszeiten (7:00 – 19:30 Uhr) auch Toilette und Dusche. Weiterhin gibt es einen Brötchenservice oder sogar die Möglichkeit dort komplett zu frühstücken. Auch Snacks und Getränke können während der Öffnungszeiten erworben werden. Die Betreiber sind sehr nett und hilfsbereit, wir fühlen uns sehr wohl. Zum Leipziger Hauptbahnhof sind es nicht einmal 10 Minuten Fußweg. Für zwei Übernachtungen inkl. einen Tag Strom und Brötchenservice sind wir mit knapp 50 EUR dabei.

Wir richten uns auf dem Stellplatz ein und machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Dazu passieren wir zunächst den Hauptbahnhof. Was für ein Bauwerk! Wie wir später erfahren, wurde der Hauptbahnhof städteplanerisch in Zeiten entworfen und gebaut, in denen man erwartete, dass die Einwohnerzahl von Leipzig die Millionengrenze erreichen wird, dazu ist es aufgrund anderer geschichtlicher Entwicklungen aber nicht gekommen. Aber was nicht war kann ja noch werden, schließlich gehört Leipzig mittlerweile zu den lebenswertesten Städten Europas (2023 – Platz 4).

Wir schlendern weiter Richtung Altstadt. Auf dem Marktplatz ist eine große Bühne aufgebaut. Am Abend wird das Bachfest eröffnet – eine mehrtägige Veranstaltung, zu Ehren einer der bekanntesten Leipziger Persönlichkeiten: Johann Sebastian Bach. An verschiedenen Orten in der Stadt finden Konzerte statt, unter anderem auch das Public Viewing auf dem Marktplatz, wo wir am nächsten Tag noch kurz den Proben des bekannten Leipziger Thomaner Chores lauschen können.

Wenn wir schon bei wichtigen Persönlichkeiten sind, muss in diesem Zusammenhang auch noch Felix Mendelssohn Bartholdy genannt werden und natürlich Johann Wolfgang von Goethe, der mit gerade einmal 16 Jahren zum Jurastudium nach Leipzig kam, den Erzählungen nach wohl aber lieber Zeit mit dem ein oder anderem Glas Wein in Auerbach’s Keller verbracht hat. Eine wichtige Szene aus seinem Werk Faust spielt in genau diesem Weinkeller. Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz ist in Leipzig geboren. Leipzig ist Musikstadt, Universitätsstadt und eine der ältesten Messestädte Deutschlands.

Leipzig hat bereits Anfang des 16. Jahrhunderts den Status Messestadt bekommen. In Leipzig kreuzten sich damals die großen und durch den König geschützen Handelsrouten Nord-Süd sowie Ost-West. Leipzig war also ein guter Ort für Warenhandel und hat es dadurch über Jahrhunderte zu einem enormen Reichtum gebracht. Die prunkvollen Häuser in der Innenstadt lassen das erkennen.

Einige dieser Häuser und Höfe wurden lange Zeit als Verkaufs- oder Ausstellungsfläche für Messegüter verwendet. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten, neben Shops von bekannten Modeketten, auch viele kleine individuelle Läden. Ein Einkaufsbummel durch die Passagen ist sehr zu empfehlen.

Wir entschließen uns an diesem ersten Tag für einen Besuch im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. Das kubistische Gebäude, in dem sich eine Ausstellung hauptsächlich deutscher und niederländischer Künstler seit dem 16. Jahrhundert befindet, ist sehr sehenswert. Die dort ausgestellten Kunstwerke natürlich auch. Zu beachten: die Nasenspitze muss mindestens einen halben Meter Abstand zum Bild haben, wenn man keinen Ärger mit der Museumsaufsicht bekommen möchte.

Nach unserem Museumsbesuch kehren wir im Barfussgässchen in ein kleines Restaurant ein. Hier probieren wir auch mal Leipziger Lerchen – ein traditionelles Leipziger Gebäck aus Mürbeteig, Marmelade und Marzipan.

Wir schlendern weiter durch die Stadt. Gegenüber vom neu gebauten Uni-Campus ertönt Musik. Hier befindet sich die Moritz-Bastei. Mit DJ und Bier für ’nen Euro wird gerade die Sommerterrasse eröffnet. Uns gefällt diese alternative Location und unser erster Tag in Leipzig,

Für den zweiten Tag haben wir uns zu einer Stadtführung angemeldet. Diese beginnt am Museum der Bildenden Künste. Die Stadtführerin bringt uns ihr umfangreiches Wissen über die Stadt Leipzig nahe. Wieder merke ich, dass persönliche Stadtführungen um ein Vielfaches interessanter sind als jeder Reiseführer. Nachdem wir die wichtigsten Orte der Leipziger Innenstadt gesehen haben, steigen wir in einen Reisebus und die Stadführung geht weiter: wir fahren vorbei am Zoo, der in den höchsten Tönen empfohlen wird, durch den gutbürgerlichen Stadtteil Gohlis mit seinen Jugendstilvillen, sehen das Musikviertel, den Clara-Zetkin-Park, das Stadion, Karl-Liebknecht-Straße, Panometer, Völkerschlachtdenkmal, die Alte Messe und wissen nun auch, was der Leipziger mit Kohlrabizirkus meint. Am Ende werden wir am Augustusplatz wieder aus dem Bus entlassen.

Zum Mittagessen gehen wir nochmal in die Moritzbastei, wo es eine kleine aber feine Mittagskarte gibt.

Anschließend fahren wir mit der Bahn nochmal zum Völkerschlachtdenkmal, um es uns genauer anzuschauen, außerdem soll man von oben einen tollen Blick auf Leipzig haben. Also wagen wir es und gehen die knapp 500 Stufen dieses monumentalen Bauwerks komplett zu Fuß hinauf. Das Völkerschlachtdenkmal erinnert an die Völkerschlacht bei Leipzig, bei der im Jahre 1813 etwa 100.000 Menschen ihr Leben verloren.

Auf dem Rückweg in das Stadtzentrum machen wir noch einen kleinen Halt in der Gaststätte „Bayerischer Bahnhof“. Hier wird die für Leipzig typische Gose gebraut, ein obergäriges, säuerliches Bier, was ein wenig an Berliner Weiße erinnert, daher schmeckt es auch besonders gut mit einem Schuss Himbeer- oder Waldmeistersirup. Kulinarisch hat der Bayerische Bahnhof auch einiges zu bieten. Als kleinen Nachmittagssnack gibt es daher noch typisch sächsische Quarkkeulchen.

Nach dem Besuch im Biergarten schlendern wir noch ein bisschen durch die Leipziger Innenstadt, bevor es nach einem erlebnisreichen Tag zurück zum Camper geht.

Rock im Park, Nürnberg

Bereits morgens treten wir unsere Weiterreise nach Nürnberg an. Wir haben Karten für den dritten Tag Rock im Park. Wir haben ein Hotel in der Nähe des Zeppelinplatzes gebucht, da spätestens nach so einem Festivaltag das Bedürfnis einer ausgiebigen Dusche besteht. Nachdem wir im Hotel eingecheckt, unser Zimmer ein zweites Mal bezahlt haben (Danke FTI), geht es zum fußläufig erreichbaren Festivalgelände. Schon vom Hotel aus hören wir, dass der erste Act, die Guano Apes, bereits auf der Bühne steht. Insgesamt gibt es drei Stages, die kleinste befindet sich in einer Sportarena. Wir tingeln von Bühne zu Bühne, sehen die Dropkick Murphys, Kerry King, Queens of the Stone Age, Kreator, die Ärzte, Descendents und Pennywise.

Die Dropkick Murphys heizen das Publikum ordentlich ein. Mein Highlight des Abends sind aber natürlich die Ärzte, die ich seit mehr als zwanzig Jahren das erste Mal wieder live sehe. Die Ärzte liefern in knapp 2 1/2 Stunden ein wunderbar unterhaltsames Bühnenprogramm und spielen ihre bekanntesten Songs. Der letzte Act des Abends und damit auch des Festivals sind Pennywise. Gegen 2:00 Uhr  sind wir nach einem wunderbaren Festivaltag wieder zurück im Hotel.

Region München

Am nächsten Morgen gönnen wir uns noch ein ausgiebiges Frühstück im Hotel bis es schließlich weiter Richtung München geht. Abends sind wir mit einem ehemaligen Arbeitskollegen, den es mit seiner Familie in das Münchener Umland verschlagen hat, verabredet. Da wir in den letzten Tagen unsere Füße ordentlich gefordert hatten, entschließen wir uns zu einem Besuch im Schwimmbad. Wir fahren in das Fresch nach Freising, ein scheinbar relativ neu errichtetes Schwimmbad. Die Schwerelosigkeit im Wasser tut nach den drei laufintensiven Tagen richtig gut.

Nach zwei Stunden unangestrengten Schwimmens fahren wir weiter. Spontan kehren wir im Brauereistübl von Weihenstephan ein, welches sich ebenfalls in Freising befindet. Hier gibt es einen kleinen Mittagssnack. Im Brauereishop nehmen wir uns noch ein paar unterschiedliche Sorten Bier mit. Zeit für ein Biertasting wird sich in den nächsten Tagen sicherlich noch finden. Nun geht es erstmal weiter nach Maisach/Olching auf ein Wiedersehen mit meinem lieben ehemaligen Kollegen Le und seiner Familie.  Wir haben einen wunderbaren und sehr netten Abend im Maisacher Biergarten und anschließend noch auf Le’s Terrasse, wo wir den wohl teuersten Schnaps probieren dürfen, den wir bis dato je getrunken haben. Wuliangye – edel aber speziell. Mit unserem Camper können wir problemlos eine Nacht in der Nachbarschaft stehen und übernachten.

Am nächsten Morgen geht es schließlich weiter in den Süden von München. Unser Ziel ist Taufkirchen wo wir die kommende Nacht auf einem Bauernhof stehen werden. In Taufkirchen kehren wir mittags in eine sehr ordentliche Gaststätte ein, wo wir ganz köstlich Mittag essen. Ansonsten hat Taufkirchen nicht wirklich viel zu bieten. Die Temperaturen liegen bei etwa 15°C, etwas kühler als erwartet, daher entschließen wir uns den Nachmittag lesend im Camper zu verbringen.

Warum ausgerechnet Taufkirchen? Zur Erklärung: in Taufkirchen wird uns am nächsten Tag ein professioneller Marderschutz am Bulli montiert. Damit endet die Sorge aufgrund eines Marderschadens irgendwann und irgendwo liegen zu bleiben. Während wir den Bulli am nächsten Morgen in die vertrauensvollen Hände des Monteurs geben, frühstücken wir in einem nahe gelegenen Café. Bio, regionale Produkte, alles hausgemacht und Preise die schon sehr an Münchner Einkommen angelehnt sind. Aber es schmeckt auf jeden Fall. Nach knapp 3 Stunden ist der Bulli fertig und wir setzen unsere Reise fort.

Achensee, Österreich

Nach knapp 1 1/2 Stunden Fahrt erreichen wir unseren Camping Platz im Süden des Achensees. Der Achensee ist der größte See Tirols und hat eine Tiefe von 133 m. Er liegt in einer beeindruckenden Kulisse zwischen Karwendel und Rofan Gebirge.  Die Badetemperaturen lassen weiterhin auf sich warten, daher unternehmen wir einen Spaziergang am Ufer des Sees und in die nächstgelegene Ortschaft, wo wir noch ein wenig für einen Grillabend auf unserem Stellplatz einkaufen können.

Morgens nach dem Frühstück setzen wir unsere Reise fort. Es geht nach Italien – genauer gesagt nach Meran in Südtirol. Für die Autobahn in Österreich ist eine Vignette erforderlich, weiterhin wird eine Streckenmaut für die Brennerautobahn fällig. Eine digitale Vignette sowie auch die Streckenmaut kann man prima vorab über die Internetseite des ADAC beantragen und bezahlen. Für die Durchfahrt durch Österreich fallen knapp 20 EUR an. In Italien wird die Autobahnmaut an den bekannten Mautstellen erhoben. Für die Fahrt nach Meran fallen knapp 6 EUR Maut an

Meran, Südtirol

Am frühen Nachmittag erreichen wir unseren Campingplatz „Prinz Rudolf“ in Meran. Der Campingplatz  gehört zu einem modernen 4 Sterne Hotel und liegt etwa 10 Minuten Fußweg entfernt von der Seilbahn Meran 2000.

Die Terrassenförmig angelegten Stellplätze bieten einen guten Ausblick auf die umliegenden Gebirgszüge. Wir freuen uns auf drei Übernachtungen an diesem Ort.

Beim Check-In bekommen wir eine Gästekarte mit der wir berechtigt sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Meran zu nutzen. Eine Bushaltestelle, die zwei mal pro Stunde bedient wird und die Gäste ins Stadtzentrum bringt, befindet sich direkt vor dem Hotel.

Wir gehen heute zu Fuß in die Stadt, vorbei an riesigen Apfelplantagen und Weinfeldern. An vielen Zäunen steht der kletternde Sternjasmin in voller Blüte und verbreitet einen ganz lieblichen Duft. Mit etwa 22°C ist der Frühsommer zurück. Nach knapp einer dreiviertel Stunde erreichen wir den Brunnenplatz. Wir gehen weiter, überqueren zunächst die Passer, die wild rauschend durch die Stadt fließt,  und kommen schließlich über bunt bepflanzte Promenadenwege in die Gässchen der Meraner Altstadt. Hier kann man wunderbar bummeln und auf einen Aperitiv – vorzugsweise einen Spritz – einkehren.

Zurück zum Campingplatz nehmen wir den Bus, der vom Elisabethpark fährt. Kaiserin Elisabeth – auch bekannt als Sissi – hielt sich sehr gerne in dem schönen Kurort auf.

Von der Kür kommt es am zweiten Tag zur Pflicht. Wir starten mit dem bekannten Tappeinerweg. Ein imposanter, knapp 3 km langer, Promenadenweg, der einen tollen Ausblick auf die Stadt Meran bietet. Diesen starten wir am Pulverturm bis Gratsch und gehen dann wieder zurück. Beide Richtungen ermöglichen ganz unterschiedliche Perspektiven. Am Pulversturm-Kiosk gönnen wir uns einen leckeren Burger sowie einen erfrischenden Spritz.

Anschließend nehmen wir den Bus zu einem weiteren Highlight Merans, den Gärten von Schoss Trauttmannsdorff. Hier handelt es sich um einen riesigen botanischen Garten, der seinesgleichen sucht. Es gibt viel zu entdecken und zu bestaunen. So schnell vergeht ein weiterer Tag in Meran.

Tag 3: heute hat uns der Sommer verlassen. Dichte Wolken wabern über den Berggipfeln und für den Abend ist Regen vorhergesagt. Egal, die imposante Seilbahn in das Gebiet Meran2000 ist nur 10 Minuten vom Campingplatz entfernt, also ab in die Berge.

Gegen 10 Uhr kommen wir an der Talstation an. Es ist kaum ein Mensch da. Für die Tickets müssen wir nicht mal anstehen. Die Seilbahn (25,50 EUR hin und zurück) bringt uns innerhalb von 6 Minuten in eine Höhe von knapp 1950 m. Oben angekommen befinden wir uns genau in den wabernden Wolken, die wir von unten noch bestaunt haben. Die Sichtweite beträgt vielleicht 20 m und es ist einfach nur nass. Egal, unsere Regenjacken haben wir dabei, einen Plan eher nicht, und so gehen wir einfach los. Nach knapp vier Kilometern erreichen wir völlig durchnässt wieder die Seilbahnstation. Es war trotzdem schön. Vielleicht ein Grund irgendwann bei besserem Wetter nochmal wieder zu kommen.

Den Rest des Tages chillen wir im Camper, waschen unsere Wäsche und machen abends noch eine Weinprobe bei einem kleinen Winzer, dessen Weinreben unseren Campingplatz umgeben. Die Weine des Winzers Weitgruber eröffnen uns ein ganz neues Geschmackserlebnis. Besonders hervorzuheben ist der Maiensis sowie der Rosé Raffeis. Von beiden Sorten kaufen wir ein paar Flaschen ein.

Die Gastronomie des Hotels steht selbstverständlich auch den Campern zur Verfügung, so bestellen wir uns für den Abend noch zwei ausgezeichnete Pizzen, die wir gemütlich im Camper mit einem Glas des ausgezeichneten Weins, genießen.

Am nächsten Morgen geht es schließlich weiter. Nächstes Ziel:

Mailand, Italien

Für die Strecke von Meran nach Mailand brauchen wir knapp drei Stunden. In Mailand haben wir uns für zwei Nächten ein kleines Apartment gebucht, wichtig war uns auch hier eine gute und sichere Parkmöglichkeit für unseren Camper. Das Appartement befindet sich in einem 60er Jahre Wohnkomplex einen Katzensprung von der Metro Haltestelle Ca’Granda, nördlich des Stadtkerns. Mit knapp 220 EUR für zwei Übernachtungen war die Unterkunft noch halbwegs erschwinglich. Das System der öffentlichen Verkehrsmittel in Mailand ist unkompliziert und preiswert (Tagesticket: 7,60 EUR). Weiterhin ist das Netz aus Metro, Trams und Bussen extrem gut ausgebaut. Man findet sich hier sehr schnell zurecht.

Am ersten Tag starten wir mit Besuch des historischen Stadtkerns und des imposanten Mailänder Doms. Diesen kann man nicht nur von innen besichtigen. Die Dachterrasse bietet einen wunderbaren Ausblick auf die Steinmetzkunst am Dom sowie generell über die Stadt Mailand, mit ihrer einzigartigen Skyline. Nach dem Besuch der Dachterrasse begeben wir uns nochmal in den Dom. Es riecht nach Weihrauch. Es findet gerade eine Messe statt. Wir beobachten dieses aus der Ferne und lauschen noch eine Weile den Gesängen der Priester, bevor wir die heiligen Hallen wieder verlassen

Nach Besichtigung des Doms durchqueren wir die Einkaufspassage Galleria Vittorio Emanuele II, die ebenfalls am Domplatz liegt. Prada, Gucci. Louis Vuitton, hier findet man wahrscheinlich einen Store jeder Luxusmarke, die etwas auf sich hält. Wir befinden uns schließlich in einer Modemetropole. Anstatt, der teils eigenwilligen und meist unbezahlbaren Kreationen in den Schaufenstern erfreuen wir uns an der wirklich tollen Architektur dieses Bauwerks.

Nun wird es aber endlich Zeit für ein kleines Mittagessen. Was die kulinarischen Highlights von Mailand betrifft, müsste nun eigentlich ein klassische Risotto Milanese auf dem Plan stehen, wir haben uns aber diesmal von jungen YouTube-Influencern inspirieren lassen und probieren ein Stück Pizza in der Italienischen Pizzakette „Spontini“. Hier wird eine Art Pan Pizza mit unterschiedlichen Belägen angeboten. Wir entscheiden uns klassisch für Salami und doppelt Mozzarella. Und wir können nur zustimmen, der Teig ist knusprig und gleichzeitig extrem fluffig und am Belag wird hier auch nicht gespart. Einfach lecker und extrem sättigend.

Nach dieser Kalorienbombe vertreten wir uns weiter die Füße und erkunden die Gassen der Altstadt. Wir kehren noch auf einen Spritz ein. 8 Euro pro Glas + eine Pauschale für die obligatorische Beilage (ein Schälchen Chips oder/und Oliven) scheint der normale Kurs in Mailand zu sein, es sei denn man kehrt in der berühmten Campari-Bar am Domplatz ein. Hier kostet der beliebte Aperitivo etwa doppelt so viel. Dass es deutlich preiswerter und besser geht, erleben wir am nächsten Tag im Navigli Viertel, dazu aber später mehr.

Wir beenden unseren ersten Tag in Mailand und nehmen die Bahn zurück zu unserem Appartement.

Am nächsten Morgen starten wir unseren Besuch in der Stadt zu Fuß. Von unserem Appartement sind es knapp 3 km zum Bosco Verticale, ein Hochhauskomplex, dessen zwei Türme von oben bis unten mit Bäumen bepflanzt sind – ein vertikaler Wald. Die Architektur ist wirklich beeindruckend. Am Fuße des Bosco Verticale befindet sich ein Park. Es sind einige Jogger unterwegs. Nur wenige Schritte weiter kommen wir zum Piazza Gae Aulenti, ein moderner Platz mit Geschäften und Gastronomie, umgeben von beeindruckenden Hochhäusern.

Nachdem wir als erstes Frühstück bereits auf dem Weg ein Cornetto mit Cremefüllung sowie einen Cappuccino in einem traditionellen Café hatten, gibt es ein zweites Frühstück im Eataly. Lustigerweise kennen wir diese Kette für italienische Spezialitäten aus New York. Auch Mailand beherbergt eine große Filiale in einem ehemaligen Theater. Hier gibt es eine beeindruckende Auswahl an italienischen Lebensmitteln, Feinkost, Kosmetik, Geschirr und natürlich auch Gastronomie. Als zweites Frühstück teilen wir uns ein Sandwich mit Mortadella und Burrata. Dazu wieder ein kleiner und exzellenter Cappuccino. Wir sind halt in Italien.

Schließlich gehen wir weiter, durch die Corso Garibaldi, bis wir das Schloss Castello Sforzesco erreichen, welches einst von der Herrscherfamilie der Visconti im 14. Jahrhundert an dieser Stelle errichtet wurde und seitdem eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Heute sind in dem Gebäudekomplex diverse Museen und Ausstellungen untergebracht.

Wir setzen unseren Spaziergang im Schlosspark Parco Sempione fort. Hier muss es zuvor eine Veranstaltung gegeben haben, die Mülleimer sind überfüllt, so dass überall Müll herumfliegt, was ein wenig schade für einen sonst so schönen Ort ist. Auf der anderen Seite des Parks befindet sich der Triumphbogen „Arco della Pace“, welcher Anfang des 19. Jahrhunderts im Auftrag Napoleons errichtet wurde.

In gleißender Sonne kehren wir zurück zum Domplatz. Für unser Mittagessen haben wir uns erneut durch YouTube inspirieren lassen. YouTube Geheimptipps sind natürlich schon längst keine Geheimtipps mehr, so ist die Schlange beim Sandwichladen All’antico Vinalo schon aus der Ferne sichtbar. Der kleine Sandwichladen ist allerdings so gut organisiert, dass die Wartezeit recht kurz ist. Für uns gibt es ein Focaccia gefüllt mit Mozzarella und Pistaziencreme, sowie eines mit Schweinebraten und einer Art Zwiebelchutney. Wie fast immer teilen Sören und ich uns das Essen, um möglichst viel probieren zu können. Beide Sandwiches sind sehr lecker, doch unser Favorit ist eindeutig, Mortadella mit Pistaziencreme.

Unsere kulinarische Reise geht anschließend weiter. Es geht in die Mailänder Kaffeerösterei der Marke Starbucks. Die Starbucks Reserve Roastery Milano ist untergebracht in einem alten Postamt. Neben einer großen Röst- sowie einer automatischen Verpackungsanlage gibt es in der Rösterei mehrere Bars, wo Kaffeespezialitäten ausgeschenkt werden, die über das normale Sortiment von Starbucks hinausgehen. Alles natürlich eingebettet in einem extrem stylischen Flair. Die Rösterei ist so gut besucht, dass der Einlass kontrolliert wird. Und ja, trotz sehr hoher Preise, lohnt sich ein Besuch.

Hinterher schlendern wir weiter durch die Stadt. Langsam machen sich die Füße bemerkbar. Da wir keine besonderen Pläne haben, steigen wir in eine der historischen Trams, die durch die Stadt fahren, ein Tagesticket haben wir bereits in der Tasche. Wir schauen mal, wo die Bahn hinfährt. Am Mailänder Hauptbahnhof steigen wir schließlich aus und besichtigen das imposante Gebäude.

Nun fahren wir erstmal zurück zum Appartement um uns ein wenig frisch zu machen, bevor wir abends ganz romantisch im Navigli-Viertel ausgehen. Die Navigli sind Kanäle, die seit dem Mittelalter dem Transport von Gütern gedient haben. Heute befinden sich entlang der Kanäle unzählige Restaurants, Bars und Cafés. Insbesondere zum Sonnenuntergang ist hier ein besonderes Flair. Sogar unter der Woche ist es derart gut besucht, dass wir direkt am Kanal nirgends mehr einen Platz bekommen. In einer Seitenstraße lockt uns eine Bar mit einer Tafel „Aperol Spritz – 5€“. Da es hier auch noch freie Plätze gibt, lassen wir uns hier nieder und haben wirklich einen ganz fantastischen Abend, mit leckeren Getränken, hausgemachter Focaccia in unterschiedlichen Sorten und den sehr netten Betreibern der Bar, bei denen man das Gefühl hat Gast zu sein und nicht einfach Tourist. Ein gelungener Abschluss unseres letzten Abends in Mailand. Mit einem leichten Schwips treten wir mit der Metro unseren Rückweg an.

Am nächsten Morgen sitzen wir wieder in unserem Camper. Es geht weiter. Nächstes Ziel:

Lago Maggiore, Italien

Nach den Tagen in der großen Metropole Mailand ist Ausspannen angesagt, und wo ginge dieses besser als an einem See mit kristallklarem Wasser, umgeben von einer beeindruckenden Bergkulisse.

Die Autofahrt von Mailand nach Maccagno dauert knapp zwei Stunden. Auf der Strecke aus Mailand Richtung Lago Maggiore gibt es übrigens eine etwas undurchsichtige Mautstelle, die rein digital funktionieren soll. Trotz aufwendiger Registrierung im Internet, wird jedoch kein Mautbetrag für unser Kennzeichen angezeigt. Im Internet lese ich von Gebührenbescheiden mit horrenden Mahngebühren, die teils Jahre später einflattern. Wie auch immer, wir müssen jetzt wohl abwarten, was passiert. Für die Zukunft sollte man sich für diese Strecke wohl einfach merken, die mautpflichtigen Straßen zu meiden.

Maccagno ist ein beschaulicher Ort am Ostufer des Lago Maggiore. Der Campingplatz „The Camp – by Maggiore Suites“ liegt direkt am See bzw. an der Seepromenade. Der Campingplatz ist sehr gepflegt, lediglich die Parzellen für die Campervans erscheinen mir etwas klein. Cool ist, dass es einen Welcome Drink für die Gäste gibt. So etwas haben wir bislang auf Campingplätzen noch nicht erlebt.

Wir erkunden die kleinen Gassen des Ortes, die fast noch mittelalterlichen Charakter haben. Es gibt in Maccagno einen kleinen Supermarkt, der wirklich eine gute Auswahl an Lebensmitteln hat.

Die Promenade entlang des Sees führt vom Campingplatz aus gen Süden zu einem kleinen Hafen, von wo aus Boote zu weiteren Orten am See fahren, z. B. nach Cannobio – einer der größeren Orte am Lago Maggiore. Gen Norden führt die Promenade zu einer kleinen Hafenanlage, wo es auch durchaus gute Restaurants gibt, in denen man abends einkehren könnte.

Das klare Wasser des Lago Maggiore ist ideal für Wassersport. Besonders Stand Up Paddler kommen hier auf ihre Kosten. Schwimmen ist selbstverständlich auch möglich, aber das Wasser ist, zumindest im Juni, noch relativ frisch.

Nach drei wunderbaren Tagen mit Blick auf See und Berge geht unsere Reise weiter Richtung Heimat, mit noch einem Zwischenstopp:

Buochs, Vierwaldstätter See, Schweiz

Wir werden also noch einen weiteren Tag See und Berge um uns haben. Es geht zurück durch die Schweiz. Was wir bei unserer Reiseplanung nicht in Betracht gezogen haben, ist dass wir für die Nutzung der Schweizer Autobahnen direkt eine Jahresvignette kaufen müssen. Aber okay, mit 40 CHF durchaus noch akzeptabel. Der Verkehr ist etwas zäh, aber nach knapp 3 Stunden erreichen wir den Campingplatz in Buochs. Es ist ein großer überaus gepflegter Campingplatz mit einer riesigen Parzelle für unseren kleinen Camper. Wir erkunden den kleinen Ort um den See zu Fuß und gehen anschließend im Coop Supermarkt einkaufen. Die Auswahl und Qualität (besonders Backwaren und natürlich Käse) ist schon toll, aber vom Preisgefüge fühlt es sich so an, als würde man an einer deutschen Tankstelle einkaufen. Es ist alles einfach wahnsinnig teuer. Wir kaufen trotzdem noch ein paar Leckereien für unseren letzten Urlaubsabend ein und holen wieder mal den Grill raus. Kurz nachdem wir fertig sind mit Grillen kommt es zu einem unglaublichen Wetterumschwung. Binnen Sekunden zieht, wie aus dem Nichts ein gewaltiger Sturm auf, der das schwül warme Wetter verdrängt. Ich bemühe mich die Campingmöbel sicher zu verstauen und wir verbringen den restlichen Abend geschützt im Camper.

Am nächsten Morgen sieht es wettermäßig vormittags noch ganz gut aus, aber ab Mittag soll eine weitere Unwetterfront über die Schweiz ziehen. Also heißt es Aufbruch. Den ganzen Urlaub hatten wir so viel Glück mit dem Wetter, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein scheint, die achtstündige Fahrt nach Hause auf uns zu nehmen.

In diesem Sinne: „Bis bälde, auf Wiederschauen, Arrivederci und Ade“ – Schön war’s.

Und nun die Fragen aller Fragen: werden wir die Schweizer Vignette vielleicht doch noch ein weiteres Mal in diesem Jahr nutzen können? Dran bleiben – wir werden berichten!

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