Er zählt zu den größten Fjorden Norwegens und ist die Schiffsstraße zu Norwegens Hauptstadt – der Oslofjord. Jeder der den Oslofjord schon einmal per Schiff passiert hat, konnte bereits einen Blick auf die faszinierende Natur, die vielen kleinen Häuser und Yachthäfen am Fjordufer werfen, so auch wir bei einem „Mini-Cruise“ nach Oslo vor ein paar Jahren. Was für eine Idylle!
So zögern wir nicht lange als unsere (Schwieger-) Eltern uns einladen sie dort während ihres dreiwöchigen Urlaubs zu besuchen, und buchen unsere Flüge nach Oslo für ein verlängertes Pfingstwochenende.
Norwegian fliegt Oslo innerhalb von knapp 1½ Stunden ab Hamburg an, bei frühzeitiger Buchung und Reise nur mit Handgepäck zu einem dazu noch sehr attraktiven Preis.
Mit einem Niedersachsenticket fahren wir per Regionalbahn und S-Bahn zum Flughafen Hamburg Fuhlsbüttel. Das klappt alles sehr gut. Nach dem kurzen Flug landen wir schließlich um kurz nach fünf in Oslo. Da wir ausnahmsweise ohne größeres Gepäck reisen begeben wir uns direkt zum Expresszug, der uns innerhalb von 20 Minuten in die Innenstadt von Oslo bringt.
Die norwegische Hauptstadt Oslo ist eine Reise Wert. Neben vielen historischen Gebäuden ist besonders auch die moderne Architektur, die man in Oslo findet absolut sehenswert. Dazu noch viele interessante Museen und Parks, das Schloss, das Rathaus um nur einige Sehenswürdigkeiten zu nennen, die wir bei unserem damaligen Besuch besichtigt haben.
Dieses Mal geht es in die Natur um den Oslofjord, südlich von Oslo. Wir treffen Sörens Eltern vor dem Rathaus in Oslo. Von dort gehen wir zum Bootsanleger und nehmen ein Linienboot der Verkehrsbetriebe Ruter nach Nesoddtangen. Die Linienboote sind ein wichtiges Verkehrsmittel in Oslo und befördern tagtäglich viele Pendler. Von Nesoddtangen geht es mit dem Auto weiter Richtung Drøbak und schließlich durch den etwa 7 km langen Oslofjordtunnel, der den Oslofjord unterquert, auf die westliche Fjordseite.
Zwischen den Ortschaften Saetre und Filtvet befindet sich das Ferienhaus. Ein typisch skandinavisches doppelstöckiges Holzhaus, eingefasst in die bergige Fjordlandschaft, mit einem fantastischen Blick auf den Fjord. Aus dem Wohnzimmer können durch die bodentiefen Fenster die Schiffe beobachtet werden, die diesen Teil des Skaggeraks passieren: kleine Motorboote, Yachten, Tankschiffe, Frachter, größere Passagierfähren bis hin zu Kreuzfahrtlinern. Genaue Details über die Schiffe und Routen lassen sich über Schiffsradare im Internet abrufen. Das ist manchmal interessanter als Fernsehen.
Wir lassen den Urlaub in gemütlicher Runde einklingen, bis wir schließlich unser Hochbett im Kinderzimmer beziehen.
Am nächsten Morgen fahren wir nach dem Frühstück zum kleinen Ort Drøbak auf östlicher Seite des Oslofjords. Drøbak empfängt uns mit einem heftigen Regenschauer. Blitz und Donner führen dazu, dass wir einen Moment im sicheren Auto verweilen. Kurze Zeit später zieht jedoch der Himmel auf und so können wir doch noch die schöne Seite dieses kleinen Ortes sehen: Malerische Holzhäuser vornehmlich in elegantem Weiß, umsäumt von sehr gepflegten Gärten mit Rhododendren in leuchtendem Rot, Pink oder Lila. Wunderschön.
Wir gehen Richtung Hafen. Hier befindet sich ein kleines Aquarium. Der Eintritt funktioniert per Selbstbedienung, bedeutet man gibt den ausgewiesenen Eintritt selbständig in das Kreditkartenlesegerät am Eingang ein und bezahlt. Wir betreten das Aquarium. Im Eingangsbereich befindet sich ein großes Becken in dem einige Meeresbewohner des Oslofjords gezeigt werden. Diverse Plattfische schwimmen durch das Becken oder tarnen sich im Kies. Wir entdecken einen Dornenrochen sowie eine Steinkrabbe, die verzweifelt versucht die Glasscheibe des Aquariums zu erklimmen. Seesterne und Anemonen sorgen für etwas Farbe. In weiteren Räumen des Aquariums befinden sich kleinere Becken, die weitere Fjordbewohner zeigen: darunter Meerhasen und einen Octopus. Weiterhin gibt es ein Becken, wo ein paar dieser Lebewesen berührt werden könnten. Wir überlassen das den dort anwesenden Kindern, damit müssen die Tiere im Becken vermutlich schon genug über sich ergehen lassen.
Insgesamt ist es sehr interessant zu sehen, was unter der Wasseroberfläche des Fjords lebt und daher ist das Aquarium einen Besuch wert. Nach dem Aquarium machen wir uns auf den Weg zum Bootsanleger für den Besuch der Festung Oscarsborg.
Oscarsborg liegt auf den kleinen, durch eine Brücke miteinander verbundenen, Inseln Nord- und Süd-Kaholmen inmitten des Oslofjord. Sie wurde dort im 19. Jahrhundert zur Verteidigung Oslos errichtet. Besondere Bedeutung erlangte Oscarsborg während des Zweiten Weltkriegs, als es von dort gelang das deutsche Kriegsschiff Blücher, welches Kurs auf Oslo genommen hatte, zu versenken und somit die deutsche Besetzung Norwegens zumindest zu verzögern.
Die Überfahrt von Drøbak dauert nur wenige Minuten. In der Festungsanlage kann man sich in einem Museum über die Geschichte informieren, besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf der Versenkung der Blücher. Über das eigene Handy kann man einen sehr informativen Audioguide aktivieren. Außerhalb der Festungsmauern sind noch die alten Kanonenstellungen zu sehen. Auf Oscarsborg befindet sich heute auch ein Hotel. Ein guter Ort für alle, die mal so richtig Ruhe suchen.
Als wir zurück zum Schiffsanleger gehen, sehen wir wie ein halbes Dutzend Ziegen vom Schiff abgeladen und auf der Insel ausgesetzt wird. Ein paar weitere Ziegen bleiben an Board. Wir dürfen inoffiziell auf dem Boot, welches wieder Richtung Festland startet, mitfahren. Es wird ein kurzer Abstecher zu einer weiteren Insel unternommen auf der die restlichen Ziegen ausgesetzt werden. Job der Ziegen ist es das Gras auf den Inseln kurz zu halten. Das nenn‘ ich mal Win-Win-Situation und wir hatten obendrein eine sehr unterhaltsame Bootsfahrt.
Am nächsten Tag geht es in den beschaulichen Ort Filtvet. Hier folgen wir der Ausschilderung Kyststien, und kommen auf einen schönen gut begehbaren Küstenwanderweg auf der Westseite des Fjords. Wir starten an dem alten Leuchtturm von Filtvet und halten uns gen Süden. Hier sind nur wenige Menschen unterwegs. An einem Abschnitt des Weges scheinen wir den Nistbereich von zwei Austernfischern zu stören. Aufgeregt und kreischend flattern sie über uns hinweg. Erst als wir den Bereich wieder verlassen kehrt Ruhe ein. Wir passieren riesige Granitplateaus an der Küste bis wir irgendwann den Weg zurück einschlagen.
Nachmittags unternehmen wir noch eine weitere Küstenwanderung. Dieses Mal starten wir weiter nördlich in Storsand, an dem dortigen Steinbruch. Wir kommen vorbei an schon fast herrschaftlichen Häusern, mit direktem Wasserzugang und natürlich eigenem Bootsanleger. Ein Stück weiter stoßen wir auf ein Baugebiet, welches wir schon von der Küstenstraße weiter oben aus sehen konnten. Hier entstehen sehr schicke kubistische Häuser. Die moderne Architektur der Hauptstadt hält scheinbar auch weiter südlich des Fjords Einzug. Uns gefällt es.
Am nächsten Tag stehen wir extra früh auf. Für den Nachmittag ist Regen angekündigt und so machen wir uns möglichst früh auf den Weg zu unserem Ausflugsziel, dem Spiraltunnel im etwa 35 km entfernten Drammen. Der Spiralen wurde in einen Berg angelegt und führt über eine Länge von knapp 1,60 km nach oben, ähnlich wie in einem Parkhaus.
Auf dem Berg befindet sich ein Naherholungsgebiet mit vielen Wanderwegen, einem Trimm-dich-Pfad und einer tollen Aussicht auf die Stadt Drammen und dem Drammensfjord, ein Seitenarm des Oslofjords.
Weiterhin befindet sich hier ein Freilichtmuseum, welches einfache Häuser ab dem frühen 18. Jahrhundert zeigt, wie sie in der Region scheinbar typisch waren. Im Winter werden die Wanderwege als Langlaufloipen genutzt.
Und Achtung: Elche scheint es in den Wäldern ebenfalls zu geben, zumindest deuteten Bodenspuren und die speziell geformten Exkremente eindeutig darauf hin.
Nach einer kleinen Wanderung kommen wir wieder am Parkplatz an. Das dortige SpiralenCafé hat geöffnet. Wir entscheiden uns dort für einen Café einzukehren. Ich sehe die Waffeln auf den Tellern anderer Besucher. Mmmh, so eine möchte ich auch kosten. Nur wenige Minuten nach der Bestellung steht die frische Waffel auf dem Tresen, wo man selber noch saure Sahne und Marmelade hinzufügen kann. Dieser Duft, dieser Geschmack, einmalig. Aber ich habe das Geheimnis gelüftet: Norwegische Waffeln haben eine Prise Kardamom im Teig. Ich werde das bei Gelegenheit mal nachbacken.
Die Stadt Drammen ist ebenfalls einen Besuch wert. Sie zählt zu den größeren Städten in der Region, was man schon daran erkennt, dass die üblichen Ketten, wie McDonalds und Starbucks dort vertreten sind. Drammen hat eine wunderschön angelegte Promenade, die an dem Drammenselva entlang führt. In der Stadt selber findet man viele Skulpturen und Wasserspiele. Es lohnt sich mal ein paar Schritte durch Drammen zu unternehmen.
Am nächsten Tage unternehmen wir noch einen Kurzausflug in den Ort Verket, der etwas weiter südlich in den Drammensfjord reinragt. Verket schein ein Mekka für Kitesurfer zu sein. Schon aus der Ferne erblicken wir die unzähligen bunten Drachen über der Bucht.
Wir fahren in den Ort um eine Kurzwanderung zum sogenannten Orografen zu unternehmen. Der Orografen ist eine in den Berg eingefasste Metallkuppel mit einem Sehschlitz Richtung Süden. Es sieht auf den ersten Blick aus, wie ein militärischer Beobachtungsposten. Die Orographie beschäftigt sich jedoch mit Verlauf und Anordnung von Gebirgen und Fließverhalten von Gewässern, also ist es vermutlich eher ein wissenschaftlicher Beobachtungsposten. Wir wissen es nicht. Allerdings haben wir festgestellt, dass das Fließverhalten des Drammenfjords zwischen Svelvik und Verket tatsächlich etwas kurios ist und es dort zu einer ungewöhnlichen Wellenbrechung kommt. Zufall? Oder kommt hier der Orografen ins Spiel? Wir werden es wohl nicht erfahren.
Damit gehen fünf interessante und zugleich erholsame Tage in Norwegen zu Ende.