„Dresden ist wunderschön, muss man unbedingt mal gesehen haben.“ Ich glaube es gibt keine Stadt, wo sich die Besucher so einig sind, wie bei der Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen. Ein Grund uns die Stadt, die auch den Namen „Elbflorenz“ trägt, mal genauer anzuschauen.
Von Hannover fahren wir mit dem Auto knapp vier Stunden nach Dresden. Unsere erste Unterkunft ist die Residenz am Zwinger, ein Neubau direkt gegenüber vom Zwinger. Da wir nach Ankunft noch nicht sofort unser Apartment beziehen können, verschaffen wir uns schon mal einen kleinen Überblick über die Stadt. Wir passieren den Dresdner Zwinger, der direkt gegenüber von unserer Unterkunft liegt. Der Zwinger ist eines der Wahrzeichen von Dresden. Von August dem Starken in Auftrag gegeben, gehört er zu den Prunkstücken barocker Baukunst. Wir verlassen den Zwinger auf Seite des Taschenbergpalais, wo wir im Sophienkeller Halt für einen kleinen Mittagssnack machen: es ist die Zeit von Federweißer und Zwiebelkuchen. Sehr lecker.
Wir schlendern weiter. Vom Taschenbergpalais ist Semperoper und Schinkelwache in Sichtweite, auch das Residenzschloss ist direkt nebenan. Ein paar Schritte weiter und schon erstrahlt die Frauenkirche auf dem Dresdner Neumarkt direkt vor uns. Wieder ein paar Schritte und Stufen und schon stehen wir auf der Brühlschen Terrasse, ein ehemaliger Festungswall, welcher im 18. Jahrhundert zu einem Park und Flanierbereich mit einem wunderschönen Ausblick auf die Elbe, umgestaltet wurde. Wir stellen fest: die meisten Attraktionen liegen fußläufig beieinander.
Zu unserem Hotelpackage gehört ein zweitätiger Museumspass, der unter anderem die Sammlungen im Zwinger, im Albertinum sowie die Kunsthalle im Lipsiusbau beinhaltet. Das wird ein Museumsmarathon. Wir starten im Zwinger mit der Gemäldegalerie Alte Meister: hier befinden sich bedeutende Werke europäischer Malerei. Die Galerie ist zu unserem Besuch sanierungsbedingt allerdings nicht vollständig geöffnet. Daher werden nur die Highlights der Sammlung unter dem Namen „Glanzlichter der Gemäldegalerie Alte Meister“ gezeigt. Hier befinden sich Werke sehr bekannter Künstler von der Renaissance bis zur Aufklärung, wie Rembrandt, Dürer, Tizian, Boticelli, Vermeer und nicht zu vergessen die Sixtinische Madonna von Raffael, bekannt durch die beiden kleinen Putten, die vermutlich jeder schon mal gesehen hat. Eine wirklich gelungene Zusammenstellung.
Anschließend besuchen wir die Porzellansammlung im Zwinger. August der Starke war offensichtlich großer Fan und Sammler von Porzellan, war dieses im 17. Jahrhundert noch sehr rar und wurde aus Übersee – also aus China und Japan importiert. Porzellan war damals ein Symbol von Prunk und Reichtum. August der Starke hat seine Leidenschaft nach Sachsen gebracht, durch die Gründung der mittlerweile weltbekannten Porzellanmanufaktur in Meissen.
Ein anderer Flügel des Zwingers beherbergt eine Sammlung historischer Messgeräte, Globen, mechanischer Spielereien, Vergrößerungsgläser, Uhrwerke, und, und, und. Der Mathematisch-Physikalische Salon ist ebenfalls entstanden aus dem großen Interesse August des Starken an diesen Wissenschaften.
Wir verlassen nun den Zwinger und betreten das Residenzschloss, wo die nächsten Ausstellungen warten. Wir starten mit dem Grünen Gewölbe. Hier befinden sich historische Prunkobjekte aus aller Herren Länder. Von imposanten Schnitzereien aus Elfenbein, über kleine kunstvolle Schatullen, verzierten Pokalen aus exotischen Materialien, Glaskunst aus Bergkristall, opulentem Schmuck und sonstiger pompöser Juwelierskunst, befindet sich hier alles, woran sich der damalige Adel erfreuen konnte.
Wir setzen unseren Rundgang in der Rüstkammer fort, wo Waffen, Rüstungen und Gewänder der letzten Jahrhunderte ausgestellt werden. Wir passieren die Fürstengalerie, wagen einen kurzen Blick ins Münzkabinett. Zum Abschluss besuchen wir noch das Kupferstichkabinett, wo eine interessante Ausstellung über Rembrandts Kupferstich gezeigt wird. Genug Kultur für den ersten Tag.
Weiter geht es am dritten Tag mit dem Besuch des Albertinum, wo wir zunächst die großartige Sammlung der Neuen Meister besuchen. Angefangen bei Caspar David Friedrich sehen wir Werke bekannter Künstler aus verschiedenen Epochen moderner Kunst bis hin zur Gegenwartskunst mit Arbeiten von Gerhard Richter. In den anderen Sälen des Albertinums werden Skulpturen ausgestellt. Besonders bekannt die Skulptur des Denkers von Auguste Rodin.
Mittagspause – und weiter geht es. Nächstes Ziel ist das Deutsche Hygiene-Museum. Dieses wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Karl August Ligner, Hersteller des immer noch bekannten Odol-Mundwassers, gegründet. Hier gibt es eine umfassende Ausstellung über den Körper des Menschen, von der Geburt bis zum Tod. Weitere Themenschwerpunkte sind Ernährung, Sexualität und Psyche. Kann man sich anschauen, gehört aber nicht zu den Highlights.
Am Abend kehren wir zurück zum Neumarkt. Hier findet um 18:00 Uhr in der Frauenkirche eine kleine Abendandacht mit Orgelspiel und anschließender akustischer Führung statt. Die Frauenkirche sowie viele Gebäude des Neumarkts wurden während des zweiten Weltkriegs durch Bombardierungen stark beschädigt. Der Wiederaufbau startete erst nach der Wiedervereinigung, Anfang der 90er Jahre. Wenn man heute den Dresdner Neumarkt besucht, ist es kaum vorstellbar, dass dieser so historisch anmutende Platz hauptsächlich eine Reproduktion ist.
Am nächsten Tag machen wir mit dem Auto einen kleinen Ausflug ins Grüne. Es geht in die Sächsische Schweiz. Die Sächsische Schweiz liegt südöstlich von Dresden und ist bekannt für die bizarren Felsformationen aus Sandstein. Besonders populär ist die Felsformation Bastei mit der markanten Sandsteinbrücke. Dieses Ziel steuern wir daher als erstes an. Wir parken auf einem nahe gelegenen Parkplatz und suchen uns einen schönen Rundwanderweg im Basteigebiet. Wir durchqueren dichte Wälder, passieren grün bemooste Gebirgsschluchten, steigen unzählige Treppenstufen auf und ab. Je näher wir der Basteibrücke kommen, desto belebter wird der Wanderweg.
Auf Brücke und Aussichtsplattform der Bastei herrscht schon fast Gedrängel. Der Ausblick auf das Elbtal und die kleinen Orte dort ist phänomenal. Wir passieren die Basteibrücke und besichtigen noch die Ruine der Felsenburg Neurathen. Es erfordert schon einiges an Fantasie sich vorzustellen, dass an dieser Stelle mal eine Burg war. Anschließend wandern wir geradewegs zurück zum Auto. Ziel ist nun eine richtige Burg. Es geht weiter zur Festung Königsstein.
Eine Burg war dieser Ort tatsächlich mal – allerdings nur bis ins 15. Jahrhundert, dann wurde Königsstein, aufgrund seiner strategisch guten Lage auf einem knapp 240 m hohen Tafelberg, zu einer militärischen Festung ausgebaut. Mittlerweile befindet sich hier ein historisches Freilichtmuseum. Als wir vom Parkplatz den steilen Weg auf die Festung antreten, werden wir von ohrenbetäubendem Lärm überrascht: Schüsse. Wir schauen hoch Richtung Festung und erkennen Rauchschwaden. Wir zucken wieder zusammen. Weitere Schüsse. In der Festung angekommen wimmelt es von Personen in historischen Gewändern. Zeltlager sind auf dem Festungsgelände aufgebaut. Soldaten in historischen Uniformen marschieren in Formation über das Gelände. Es findet gerade das Militärspektakel „Kanonendonner über dem Elbtal“ statt bei dem originalgetreue historische Kanonengeschütze vorgeführt werden. Das ist tatsächlich mal eine ungewöhnliche Reise in die Vergangenheit. Neben der beeindruckenden Festungsanlage und dem interessanten Museum, ist der Ausblick von der Festung grandios. Der Eintritt von 12,00 EUR pro Person ist es auf jeden Fall wert.
Auch am nächsten Tag drängt es uns nach Bewegung und auch das Wetter spricht für einen Ausflug an der frischen Luft. So leihen wir uns Fahrräder und machen uns an der Elbe entlang auf den Weg zum knapp 13 km entfernten Schloss Pillnitz. Schloss Pillnitz war einmal die Sommerresidenz von August dem Starken. Dieser war ja sehr von der chinesischen Kultur – Stichwort: Porzellan – angetan. Der chinesische Einfluss spiegelt sich in der Architektur von Teilen des Schlosses Pillnitz wieder, wie zum Beispiel den pagodenartigen Dächern. Im Schloss selbst befinden sich interessante Ausstellungen über das Schloss, seine Geschichte, und das Leben am Hof aber auch Ausstellungen zum Thema Handwerk, Inneneinrichtung und Design. Der Schlosspark lädt zum Flanieren ein und bietet einiges zu sehen, wie zum Beispiel die Pillnitzer Kamelie und das fahrbare Kamelienhaus.
Nach dem Besuch des Schlosses gibt es als Stärkung noch einen leckeren Kuchen – Dresdner Eierschecke – im nahe gelegenen Café Wippler, bevor wir uns mit den Fahrrädern – gegen unglaublichen Gegenwind ankämpfend – auf den Weg zurück ins Hotel machen.
Am Abend erwartet uns noch etwas ganz Besonderes. Wir haben im Rahmen des „Dresdentages“ vergünstigte Karten für die Semperoper erstanden und besuchen eine Aufführung der Puccini-Oper La Bohème. Okay, wir sind beide nicht besonders opernaffin, aber es ist eine gute Gelegenheit das imposante Gebäude der Semperoper nicht einfach nur von innen zu sehen, nein sondern auch von innen zu erleben. Und das ist tatsächlich beeindruckend, auch wenn die Opernleidenschaft bei uns dadurch nicht geweckt werden konnte.
Am nächsten Tag lernen wir Dresden als modernen Industriestandort kennen im Rahmen des Besuchs der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen. Die Gläserne Manufaktur wurde einst für die Endmontage des Oberklassewagens VW Phaeton gegründet. Der Käufer dieses Autos sollte die Möglichkeit haben, die Endmontage des Wagens in stilvollem Rahmen selbst zu erleben. Der Phaeton ist mittlerweile Geschichte. Seit 2016 wird in Dresden der E-Golf produziert und auch generell scheint VW dort sein Hauptaugenmerk auf E-Mobilität und autonomes Fahren zu setzen. Die Führung durch die Fertigung ist sehr informativ. Zu sehen, wie die betriebliche Materiallogistik, in Form von autonom fahrenden Versorgungswagen, funktioniert ist überaus interessant. Und zum Abschluss des Besuches gibt es natürlich noch die Original VW Currywurst, das wohl am häufigsten verkaufte „Original-Teil“ von VW.
Eigentlich wäre unser geplanter Dresden-Aufenthalt nun zu Ende, aber da wir noch zwei Urlaubstage haben, verlängern wir unseren Aufenthalt spontan um zwei Nächte und buchen ein Zimmer im Lowbudget-Hotel Super 8 by Wyndham. Die Zimmer sind klein und funktional eingerichtet, aber mal ehrlich: bei einem Städte-Trip, in dem man tagsüber unterwegs ist, reicht ein bequemes Bett doch vollkommen aus.
Das Hotel bietet kostenlose Leihräder an. Perfekt. Wir machen uns also nochmal auf den Weg an der Elbe entlang. Vorbei an Weinhängen und prachtvollen Villen fahren wir zu dem Ort Loschwitz. Hier befindet sich die älteste Schwebebahn der Welt, die Loschwitz mit dem höher gelegenen Oberloschwitz verbindet. Die Schwebebahn fährt in regelmäßigen Abständen hoch und runter. Von oben hat man wieder mal einen guten Ausblick auf die Elbe mit der Brücke das „Blaue Wunder“ aber auch auf die Weinhänge und Anwesen in Loschwitz und Oberloschwitz.
Auf dem Rückweg legen wir noch einen kurzen Halt am Lingnerschloss ein. Wir erklimmen mehrere Treppenstufen zwischen Weinreben empor, bis wir das ehemalige Anwesen, des früheren Odol-Herstellers Karl August Lingner erreichen. Ein beeindruckendes Schloss, welches sicherlich noch ein wenig Sanierung bedarf. Der dortige Biergarten offenbart wieder mal eine fantastische Aussicht auf das Elbtal.
Auf dem Weg zurück in den Stadtkern von Dresden staunen wir nicht schlecht, als wir auf dem Elberadweg an Comedian und Klischee-Sachse Olaf Schubert vorbeiradeln, der es sich auf einer Bank an der Elbe gemütlich gemacht hat. Wieder in der Neustadt angekommen schlendern wir noch ein bisschen durch diesen etwas alternativeren Stadtteil mit seiner ausgeprägten Gastronomie- und Kneipenszene.
Wir gehen durch die Kunsthofpassage, ein Komplex mehrerer kleiner Innenhöfe, die durch eine besonders ausgefallene und künstlerische Fassadengestaltung auffällt. Hier gibt es einige kleine Läden mit Kunst und allerlei Klimbim. Außerdem ein wirklich leckeres Café.
Mit all diesen Eindrücken geht eine Woche Dresden, welches wir als historische, erlebnisreiche, weltoffene und wirklich bunte Stadt erlebt haben, zu Ende und wir können in Zukunft auch sagen: „muss man unbedingt mal gesehen haben.“